Gedenkstätte gegen Vertreibung
Lange wurde über eine Gedenkstätte für die über zwölf Millionen vertriebenen Deutschen diskutiert. In Tschechien und vor allem in Polen schlägt dieses Vorhaben noch immer hohe Wellen. Bei allem Verständnis auf Grund der geschichtlichen Erfahrungen beider Länder, muß man sich doch über deren Haltung wundern, wenn sie meinen, vorschreiben zu können, dass Deutschland diese Gedenkstätte möglichst nicht, schon gar nicht in Berlin errichten sollte. Dies ist eine unangemessene Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer Nation, die dabei ist, ihre schwierige Geschichte aufzuarbeiten. Dazu sind unqualifizierte Beiträge von außerhalb nicht zuträglich. Diese Einmischungen sind zurückzuweisen.
Es steht außer Frage, dass mit einer solchen Gedenkstätte keine Geschichtsfälschung betrieben werden darf. Es steht außer Frage, dass von Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Aggression ausging. Aber es ist auch wahr, dass Millionen von Deutschen auf grausame Weise vertrieben wurden. Diese Fakten beim Namen zu nennen und geschichtliche Tatsachen so aufzuzeigen wie sie waren, ist angemessen. Dabei kann es nicht um ein Aufrechnen gehen, sondern um eine Darstellung der Fakten, die in den richtigen Kontext zu setzen sind, nämlich, dass ohne die Nazi-Barbarei niemand die Deutschen aus den Ostgebieten vertrieben hätte. Ein sachlich erklärendes aber auch deutliches Wort an die Adresse von Polen und Tschechien wäre angebracht gewesen.
In der Zwischenzeit ist die Entscheidung gefallen, das Zentrum wird errichtet. Polnische Historiker werden im Hinblick auf die konzeptionelle Gestaltung daran beteiligt. Dagegen wäre nichts einzuwenden, im Gegenteil, eine solche Zusammenarbeit ist im Prinzip sehr erfreulich und tendenziell bereichernd, doch hätte es einer offiziellen Zusage und Vereinbarung dafür nicht bedurft. Steckt hier Misstrauen dahinter? Auch wenn diese Entscheidung schon zehn Jahre früher hätte fallen können, so ist doch zu begrüßen, dass die Entscheidung zur Errichtung eines solchen Zentrums nunmehr gefallen ist.
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