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Präsidentschaftswahlkampf in USA

Sarah Palin

 

John McCain nominierte zur allgemeinen Überraschung Sarah Palin als potenzielle Vizepräsidentin. Palin wird mit dem christlichen Konservatismus in Verbindung gebracht.

Kaum war die Nachricht bekannt, begannen zahlreiche deutsche etablierte Medien mit einer Desavouierungskampagne. Dabei war in der Medienlandschaft zu vernehmen, Palin sei eine Belastung für McCain, was nichts weiter war, als eine üble Erfindung der deutschen Presse. Erste Umfragewerte ergaben, dass McCain an Obama vorbeiziehen konnte. Es wurde sogar geunkt, Palin habe das Baby ihrer Tochter als ihr eigenes ausgegeben. Der behinderte Sohn sei tatsächlich der Enkel. Wie kann nur, fragt sich der kritische Beobachter, eine als seriös geltende Presse solchen Internet-Enten aufsitzen? Der journalistische “Hammer” allerdings besteht darin, dass die siebzehnjährige Tochter durch die Medien geschmiert wird, weil sie nach Aussage Palins schwanger ist.  Was regt nur die deutschen Medien an der Schwangerschaft einer siebzehnjährigen jungen Frau auf, muss man sich fragen, vielleicht dass sie nicht abgetrieben hat? Teile der deutschen etablierten Presse lassen hier die Maske fallen: die minderjährige Tochter einer Kandidatin wird auf üble Weise durch den “Kakao” gezogen. Was hat die junge Frau mit der Kandidatur der Mutter zu tun? Schon allein der Anstand würde gebieten, hier Zurückhaltung zu üben. Aber so etwas wie Anstand und Charakter scheint man bei vielen deutschen etablierten Medien vergeblich zu suchen.

Eine große deutsche Zeitung ist in dieser Kampagne vorneweg gegangen mit Unkenrufen über Palin und große Teile des Restes der Medienwelt trotten hinterher – ob dies Ausdruck einer freien unabhängigen Presse ist, darf zumindest bezweifelt werden. Dabei stellt sich für den Beobachter die Frage, ob den Medienmachern bewußt war, dass eine Kampagne in deutschen Zeitungen keinerlei Einfluß auf Entscheidungen in Amerika hat. Allmählich schien man dies dann doch zu begreifen und begann zurückzurudern. Ausdruck dessen war dann, dass Palin plötzlich in freundlicherer Gestik abgebildet wurde.

Obama gab im Rahmen der Kampagne um die Schwangerschaft einer Tochter Palins die Erklärung ab, dass die Kinder der Kandidaten keine Rolle spielen dürften im Wahlkampf. Während sonst große Teile der deutschen Medien Obama “zu Füssen liegen”, um ihm zu lauschen, scheinen sie von dieser korrekten Aussage Obamas nichts wissen zu wollen. Obama hatte selbst erklärt, dass seine Mutter 18 war, als er geboren wurde. Hätte Frau Obama mit damals 17 oder 18 abgetrieben, so könnten zahlreiche deutsche Medien ihrem Star gar nicht zujubeln. Eine Tatsache, die wohl so manchem Medienmacher noch nicht bewußt geworden ist.

Erschütterung in der Medienlandschaft?
Die deutsche Medienkampagne ist soziologisch sehr interessant. Palin verkörpert das Antibild der linkslastigen, liberalen Presse: Sie hat viele Kinder und macht Karriere. Das linksliberale Credo besagt  aber, dass Kinder schlecht sind für Karriere. Sie bringt wissentlich ein behindertes Kind zur Welt, und stellt damit die liberalen Errungenschaften der Selbstbestimmung auf den Kopf. Ihre minderjährige Tochter treibt nicht ab, wiederum ein Fauxpas für die 68er-dominierte Presse. Zudem wirkt Palin nicht hinterwäldlerisch, sondern eher als eine dynamische auf Konfrontation gehende Frau von Welt. Man könnte zur Auffassung kommen, dass solches das linksliberale Weltbild erschüttert
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Reaktionen so mancher deutschen Medienvertreter besser verstehen. Aber selbst wenn man sie verstehen kann, gutheißen kann man sie nicht. Sie sind eher den Kategorien dumm und unverschämt zuzuordnen.

Palin als “Zielscheibe”
Je näher der Wahltermin rückt, desto eifriger sucht die Medienlandschaft in Deutschland nach Fehlern von Sarah Palin. Nicht Obama und nicht McCain, sondern Frau Palin spielt für die deutschen Medien die Hauptrolle. Besteht gegen diese Frau eine abgrundtiefe Abneigung? Worin begründet sich diese - wohl kaum in sachlichen Gesichtspunkten. Dabei spielt die Kampagne deutscher Medienmacher und Möchtegern-Meinungsmacher in Amerika keine Rolle, sie werden vermutlich dort nach wie vor nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Trotzdem drückt Sarah Palin den deutschen Medien das Gesetz der Handlung auf: sie wird scharf beobachtet, sie wird bewertet und sie wird kritisiert. Entgegen jeder Gepflogenheit genießt sie als Frau in der Politik keinen Bonus. Palin ist für die deutschen Medien das Enfant terrible, das Aggressionsobjekt, obwohl ihnen die Frau noch nie etwas getan hat und vermutlich nie etwas tun wird - allein ihr Anderssein ist Provokation pur. Andere Lebensweise, andere Sitten, andere Kultur und anderes Verhalten scheinen bei einer Vielzahl deutscher Medien auf völliges Unverständnis zu stoßen, als ob jeder gefälligst nur im zeitgeistigen BILD-Rahmen denken können dürfen sollte. Einem imaginären Riggele von der Alb muss man vielleicht eine gewisse Begrenzung im Denken zugestehen und man muss tolerieren, dass dieses Riggele auf Andersartigkeit empört reagiert. Verhalten sich viele  etablierte Medien in Deutschland wie das imaginäre Riggele von der Alb?

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