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Württemberg

 

Das Land Württemberg leitet seinen Namen ab vom Herrscherhaus, welches jahrhundertelang über dieses Gebiet herrschte. Dieses wiederum nannte sich nach einem Berg in der Nähe Stuttgarts, dem Wirtemberg.
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Der Name Wirtemberg ist wohl keltischen Ursprungs und leitet sich vermutlich von Virodunum ab, was soviel bedeutet wie Burg des Viro. Eine andere Interpretation besagt, es leite sich von dem römisch-keltischen Gott Veraudinus ab.
Das Land Württemberg ging 1952 auf im neuen Bundesland Baden-Württemberg.
Die beiden Teile Baden und Württemberg haben jedoch ihre Eigenheiten bewahrt und besonders der badische Teil legt Wert auf eine eigene  badische Identität.

Urgeschichte Württembergs
Erste verläßliche Zeugnisse über Menschen und Stämme im Gebiet zwischen Bodensee und Main stammen aus der Zeit von 800 vor Christus. In dieser Zeit begannen die Kelten hier zu siedeln.
Verlässliche Quellen über die Zeit davor gibt es nicht, Aussagen über die hier siedelnden Menschen sind eher Spekulation. Vermutlich gab es um 800 v. Chr. auch Illyrer, die die Herstellung von Eisen beherrschten. Zuvor war nur die Herstellung von Bronze (2000 - 800 v. Chr.) bekannt. Man fand Elfenbeinschnitzereien und Waffen aus Stein, die vermutlich aus der Bronze-Zeit  und davor datieren.
Aus der vorkeltischen Zeit deuten Funde auch auf Zaubermittel hin. (Keller, Karl, Weller, Arnold: Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, Stuttgart 1989, 10. Aufl.)
In der Literatur, z.B. im Buch Rulamann wird ein Urstamm auf der Schwäbischen Alb beschrieben der von einem weiblichen Medizinmann beherrscht wird.
Die Menschen in der Frühzeit waren unter dem Einfluß von Zauber und Okkultismus.
Vermutlich wurden diese Stämme von den Kelten besiegt. Die Kelten konnten sich ausbreiten, insbesondere der keltische Stamm der Helvetier konnte sich in diesem Gebiet festsetzen.

Die Kelten unterhielten riesige Opferstätten, wo Menschen und Tiere geopfert wurden. Kennzeichnend für die KelWappen_baden_Wurtt._w102_1_[1]ten ist ihre ausgeprägte Religiosität. Sie hatten die Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod. Dies wird daran deutlich, dass sie den Toten bei den Begräbnissen zahlreiche Gegenstände mitgaben.
Als die Germanen von Norden kommend vordrangen, zogen sich die Kelten nach Süden zurück, vermutlich hauptsächlich in die Gegend der heutigen Schweiz.

In Württemberg war vermutlich ein Teil der Kelten zurückgeblieben. Mit Beginn der neuen Zeitrechnung kamen die Römer und behaupteten sich in diesem Gebiet bis ca. 250 nach Chr.  Zu ihrem Schutz errichteten die Römer den Limes als Grenzbefestigung gegen die Germanen.
In dieser Zeit gab es ein vielfältiges religiöses Leben: Neben den römischen Götzen wurden auch keltische und orientalische verehrt. Verbreitet war der Kult des persischen Lichtgottes Mithras und der keltischen Pferdegöttin Epona. Im Gebiet des heutigen Württemberg gab es bedeutende römische Siedlungen, u.a. Rottenburg, Köngen, Aalen und Cannstatt. Die Römer brachten neue Bauformen, nämlich den Bau von Häusern aus Stein.
Gegen Ende der Römerzeit gab es auch christliche Gemeinden, z.B. in Bregenz, Konstanz und Augsburg.

Ab dem Jahr 259 überrannten Alemannen die Römer und zerstörten ihre Siedlungen und Kastelle. Dabei drangen die Alemannen bis Oberitalien vor, wurden jedoch wieder zurückgeworfen. Es bildete sich als Grenze eine Linie auf der Höhe des Bodensees heraus. Um das Jahr 350 drangen die Alemannen wieder vor und besetzten Gebiete im Elsaß und ab 400 auch in der Schweiz.
Somit umfasst das alemannische Gebiet: Elsaß, südliches Baden, Württemberg (ohne dessen nördliches Gebiet) den westlichen Teil Bayerns, Vorarlberg und die Schweiz. Die Bevölkerung dieses Gebiets bildet eine ethnische Einheit, auch sprachlich. Erst später trennten Staatsgrenzen die Bevölkerung und ab Mitte des 20. Jahrhunderts bahnt sich durch die Romanisierungspolitik im Elsaß auch eine sprachliche Trennung an.
 

Religiöse Vorstellungen der Allemannen
Die Alemannen sahen hinter Naturerscheinungen übernatürliche Wesen, deren Unterstützung es zu erreichen galt. Übernatürliches wurde in Flüssen, Bäumen, Schluchten usw. verehrt. Es wurde Götterkult praktiziert. Der in dieser Verehrung vornehmste Götze war der Licht und Kriegsgott Ziu, nicht wie bei den übrigen Germanen Wotan.
Weissagungen, Losen und Zauber standen in hohem Ansehen . Einen besonderen Priesterstand wie bei den Kelten gab es nicht.
Außer den Namen Allemannen oder Allamannen war auch der Begriff Sueben (von Caeser gebraucht) üblich, von welchem sich das spätere Schwaben ableitet.
 

Annahme des Christentums
Vermutlich wurde das Christentum freiwillig angenommen und zwar auf einer Stammesversammlung ungefähr ums Jahr 570. Vorausgegangen waren mehrere Niederlagen, die den Glauben an die alte Religion erschüttert hatten. Widerstände gegen die Einführung des Christentums gab es praktisch nicht, allerdings wurden alte Bräuche in den neuen christlichen Glauben mit integriert. So konnten sich manche heidnischen Bräuche des früheren Volksglauben lange halten.

Missionare kamen von Irland und Schottland. Besonders prägend für die Gestalt der neuen Kirche wurde Bonifatius (675 - 754). Kirchen wurden meist dem Heiligen Martin von Tours oder dem Erzengel Michael geweiht.
 

Blutbad
Zunehmend wurden ab dem 6. Jahrhundert die Alemannen von den Franken dominiert. Besonders unter der straff geführten Herrschaft Karls des Großen waren die Alemannen als Teil des Reiches in dasselbe integriert.
Grausam verfuhren die Franken mit den Alemannen. Die Alemannenfürsten wurden 746 nach Cannstatt zu einer Versammlung eingeladen. Dort wurden sie hinterrücks umgebracht. Danach zogen die Franken in einem wahren Blutrausch durch das alemannische Gebiet, auch durch das Remstal. Dabei wurden schwere Verbrechen begangen und vermutlich auch zahlreiche Flüche geäußert.

Das Gebiet befand sich sodann unter fränkischer Herrschaft.
Mit dem Niedergang der Franken bildete sich dann ab 920 das Herzogtum Schwaben heraus.

Ab 1076 übernahm ein Staufer das Herzogtum Schwaben. Ein weiteres bedeutendes Adelsgeschlecht aus Schwaben waren die Welfen, die zunächst die Staufer bekämpften in der Auseinandersetzung um die deutsche Kaiserkrone, sich jedoch später mit diesen aussöhnten.


Weibertreu
In der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Staufern ereignete sich die Geschichte der Weiber von Weinsberg. In der Burg wurden die Welfen belagert von den Staufern. Die Welfen gaben die Burg gemäß Absprache mit den Staufern auf und die Frauen durften alles was sie tragen konnten, unbehelligt mitnehmen. Die Frauen trugen sodann ihre Männer heraus, was die Staufer gewähren ließen. Damit war “Weibertreu” begründet.

Unter Friedrich Barbarossa erlebten die Staufer den Höhepunkt ihrer Macht. Dieser hatte auf dem Hohenstaufen seine Burg und weilte oft in Waiblingen, welches durch eine Heirat an die Staufer gekommen war. Die Grablege der Staufer befand sich in Lorch.

Die Stauferlinie erlosch 1268 mit der Hinrichtung des 16 jährigen Königs in Neapel.

Es wurden zahlreiche Klöster und Chorherrenstifte gegründet, ebenso auch Spitäler, welche meistens dem Heiligen Geist geweiht wurden.
Durch die Staufer ist das Land im Großen und Ganzen aufgeblüht.


Herzogtum Württemberg
1495 errangen die Grafen von Württemberg die Herzogswürde. Graf Eberhard wurde auf dem Reichstag in Worms vom Kaiser zum Herzog erhoben. Von diesem Grafen beziehungsweise Herzog handelt das Lied “Preisend mit viel schönen Reden”. Kerner hatte es 200 Jahre später verfasst. Die Taten des Grafen gaben allerdings weniger Anlass zum Preisen, womit - wie des öfteren in der Literatur und auch in der Geschichtsschreibung - Fakten entstellt, manchmal sogar auf den Kopf gestellt werden.
Noch nicht 50-jährig starb der neu ernannte Herzog Eberhard. In die Geschichtsschreibung ist er als Graf Eberhard eingegangen.

Sein Nachfolger Eberhard II wurde aufgrund seiner Willkürherrschaft von den Ständen (Adel, Geistlichkeit und städtisches Bürgertum) abgesetzt. Die Grundlage für diesen Umsturz hatte sein Vorgänger Graf Eberhard durch Vertrag geschaffen. (Hans-Martin Mauerer u.a., Stuttgart 1992, S. 84).
Nach Eberhard II folgte der elfjährige Ulrich. Damals hatte Württemberg ca. 250.000 Einwohner. Ulrich häufte Schulden über Schulden auf. Als er durch eine Verbrauchssteuer zu Geld kommen wollte, brachen Aufstände, besonders im Remstal, los.
1514 flackerte in Beutelsbach der Bauernaufstand des Armen Konrad auf. Dieser gehörte der Bundschuh-Bewegung an. Symbol war ein Schuh zum Schnüren, im Gegensatz zum Stiefel des Ritters. Die Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Es gab Todesurteile, auch an Remstäler Weingärtnern, die in Schorndorf vollstreckt wurden.
1524 brach wieder ein Bauernaufstand aus. Das Remstal war daran jedoch nicht beteilgt. Dieser Bauernaufstand endete noch blutiger als der erste. Man schätzt, dass ca. 100.000 Bauern in Deutschland den Tod fanden. Der Bauernstand wurden nachhaltig geschwächt und blieb gegenüber anderen Ständen in der politischen Stellung weit zurück.
Von 1520 bis 1534 war Württemberg österreichisch. Herzog Ulrich hatte seinen Stallmeister ermordet, da er mit dessen Frau ein Verhältnis hatte. Auch sonst führte er ein brutales Regiment. Er wurde vom Kaiser in Acht getan und mußte sein Land verlassen.
Er kehrte 1534 wieder zurück. Sein großer Verdienst bestand darin, dass er die Reformation, für welche das Land offen war, einführte.


Reformation
Die Lehre Luthers und auch Zwinglis fand im süddeutschen Raum rasch Anhänger. Zu dieser Zeit war Württemberg österreichisch. Damit war jede reformatorische Bewegung staatlich unterdrückt. Auch das Täufertum fand zahlreiche Anhänger. Diese wurden von den Österreichern besonders stark unterdrückt. Die erste größere Täufergemeinde entstand in Waldshut unter der Leitung von Hubmaier. Dieser wurde schließlich in Wien verbrannt, seine tapfere Frau wurde in der Donau ertränkt.
Ab 1534 wurde Württemberg jedoch zur Gänze evangelisch. Nach dem Trienter Konzil setzte eine strake gegenreformatorische Bewegung ein. Besonders der Jesuitenorden tat sich dabei hervor.

1618 kam es zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. In der zweiten Hälfte des Krieges wurden württembergische Gebiete verheert. 1634 kam es bei Nördlingen zur Schlacht. Das zahlenmäßig unterlegene protestantische Heer wurde vernichtend geschlagen. Im schwedischen Heer kämpften auch 6.000 Mann der württembergischen Landmiliz, von denen fast 4.000 fielen. Nach der Schlacht schwemmt eine Soldateska plündernd und zerstörend durchs Remstal und andere württembergische Gebiete.
Später trat Frankreich unter Richelieu auf Seiten der Protestanten in den Krieg ein, um das Machtgleichgewicht wieder herzustellen. Es kam zu weiteren Schlachten auf württembergischem Gebiet. Das Land litt auch unter den Durchmärschen der Armeen für welche Verpflegung bereitgestellt werden mußte. Im Dreißigjährigen Krieg ging die Bevölkerung von 450.000 auf 100.000 zurück. Städte wie Calw, Giengen oder Waiblingen wurden besonders hart getroffen.
Der Westfälische Friede brachte die Wiederherstellung der Vorkriegssituatuion. Württemberg war im Süden Deutschlands ein relativ großes zusammenhängendes evangelisches Gebiet geblieben, umgeben von hauptsächlich katholischen Gebieten.
Frankreich hatte sein Staatsgebiet bis an den Oberrhein vorgeschoben und sich das Elsaß und Lothringen einverleibt.

Auf Grund der napoleonischen Umwälzungen kamen ab 1810 katholische Gebiet in größerem Umfang zu Württemberg. Von den 1,4 Mio Einwohnern waren 400.000 Katholiken und 12.000 Israeliten. Außerdem gab es Waldenser. 1699 waren nach Aufhebung des Edikts von Nantes 3.000 aufgenommen worden.
1830 wurde die katholische Kirche gleichberechtigt.
Ab 1900 wurden in die evangelische Theologie zunehmend  historisch-kritische Methoden eingeführt. Ausnahmen wie Adolf Schlatter mit eine biblizistischen Lehrauffassung gab es jedoch auch.

Die Reformation hat das Land aufs stärkste geprägt. In Württemberg gab es eine sehr enge Verbindung zwischen Staat und Kirche. Es wurde eine Kirchenordnung eingeführt. Danach wurden katholisch gebliebene Pfarrer entlassen. Den Katholiken waren nur noch Hausandachten erlaubt. Bilder wurden aus den Kirchen entfernt. Leider wurde die Anordnung zur Entfernung der Bilder nicht durchgehend umgesetzt, die Bilder hatten vielfach einen sakrosankten Charakter.
Der neue Glaube stieß in der Bevölkerung auf große Zustimmung, allerdings blieb der Adel  und das einflußreiche Bürgertum vielfach distanziert und sie hingen weiterhin der katholischen Lehre an, was sie im Laufe der Zeit veranlasste außer Landes zu gehen.

1559 wurde unter Ulrichs Sohn Christoph die große Kirchenordnung erlassen, die nicht nur Staats- und Kirchenangelegenheiten regelte, sondern auch  das gesellschaftliche Leben. Groß war der Einfluß der Kirche auf das Schulwesen. Im Schulwesen schlug sich jedoch nicht nur die biblische, sondern auch die humanistische Ausrichtung nieder. Das Evangelische wurde mit der Einführung der Reformation zur ausschließlichen Landesreligion. Durch die große Kirchenordnung entstand praktisch eine Einheit zwischen Kirche und Staat.


Spanischer Erbfolgekrieg
Es kam immer wieder zu französischen Truppeneinfällen. Dem konnte Württemberg so gut wie nichts entgegensetzen. Die Stände verweigerten ihre Mitarbeit zur Aufstellung eines stehenden Heeres. 1688 waren Franzosen ins Land eingefallen, während württemberger Soldaten in Ungarn gegen die Türken kämpften. Zahleneiche Städte kapitulierten, nicht jedoch Schorndorf: Dort weigerten sich die “Weiber von Schorndorf”, angeführt von der Gattin des Bürgermeisters Küngelin, die Stadt zu übergeben. Mit Erfolg.

Napoleon
Nachdem Napoleon mit Baden und Bayern Bündnisverträge eingegangen hatte, blieb Württemberg nichts anderes übrig, als das Gleiche zu tun. Mit der Verpflichtung 10.000 Soldaten für die Kriege Napoleons bereit zu stellen, blieb Württemberg souverän. Nach der Schlacht von Austerlitz erhielt Württemberg zahlreiche österreichische Besitzungen und konnte sein Gebiet stark ausdehnen, insbesondere katholische Gebiete kamen hinzu. Schon zuvor waren im Reichsdeputationshauptschluß zahlreiche Territorien hinzugekommen. Für das Rußlandabenteuer Napoleons stellte Württemberg 15.800 Soldaten, von denen nur ca. 500 zurückkehrten.
Im Zuge des Bündnisses mit Napoleon erhielt Württemberg die Königswürde.


Neuere Geschichte
Im Ersten Weltkrieg standen 520.000 Württemberger als Soldaten an der Front. Von allen deutschen Kontingenten hatten sie die höchsten Verluste.

1924 nahm Württemberg als erstes deutsches Land die Trennung von Staat und Kirche vor per Gesetz.
Am 5. März 1933 erhielten die Nationalsozialisten in Württemberg 42 % der Stimmen, in Baden 45 %, während der Reichsdurchschnitt bei 44 % lag. Die Begeisterung für das Naziregime war eher unterdurchschnittlich.

Im Zweiten Weltkrieg litt das Land wiederum sehr. Die Verluste an Menschen waren hoch, die Städte versanken in Schutt und Asche. In Stuttgart kamen durch die Luftangriffe 4.500 Menschen um, in Heilbronn 7.000.
Das Land wurde von Amerikanern und Franzosen besetzt, wobei es von Seiten der französischen Kolonial-Truppen zu Ausschreitungen gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung kam. Auch bei der Einnahme Stuttgarts gab es Vergewaltigungen. Cannstatt wurde von den Amerikanern eingenommen, die keine Ausschreitungen begingen. Der württembergische Reichstatthalter Murr  nahm sich das Leben.
Nach Besetzung des Landes durch Amerikaner und Franzosen wurde Württemberg geteilt. In der amerikanischen Zone kam es zur Bildung des Landes Württemberg-Baden. Relativ rasch begannen die Amerikaner, im Gegensatz zu den Franzosen, mit dem Aufbau einer deutschen Zivilverwaltung. Dabei setzten sie die Personen ihres Vertrauens in leitende Positionen. Dies waren z.B. Theodor Heuss und Reinhold Mayer.

Zusammenschluss mit Baden
In der Nachkriegszeit wurde die Frage eines Zusammenschlusses der beiden LänderWappen baden Württ. w102 Württemberg und Baden neu erörtert. Frühere Bestrebungen waren stets am badischen Widerstand gescheitert.
Nachdem die alten Ländergrenzen durch die Besatzungszonen verwischt worden waren, stand diese Frage auf der politischen Tagesordnung. Es gab 1951 in vier Landesteilen, zwei badischen und zwei württembergischen, Abstimmungen. Das Ergebnis sah folgendermaßen aus: Nordwürttemberg 93 % Ja-Stimmen, Südwürttemberg 91 % Ja-Stimmen, Nordbaden 57 % Ja -Stimmen, in Südbaden jedoch nur 37 % Ja-Stimmen. In Baden insgesamt stimmten 52 % mit Ja. Es kam daraufhin zur Bildung des Landes Baden-Württemberg mit Stuttgart als Hauptstadt. Das Ganze geschah jedoch mit der Maßgabe, dass nach 20 Jahren in ganz Baden nochmals abgestimmt werden sollte. Diese Abstimmung erfolgte 1971 und ergab eine Mehrheit von 82 % für den Zusammenschluss.

1972 kam es im ganzen Land zur Verwaltungsreform, ohne Befragung der Bevölkerung bzw. ohne rechtliche Bindewirkung der anberaumten Abstimmungen. Dörfer und Städte, die es seit mehr als 1.000 Jahren gegeben hatte, wurden in größeren Verwaltungseinheiten aufgelöst. Trotz des teilweise vehement vorhandenen Widerstands wurden Dörfer und Städte ihrer Eigenständigkeit beraubt.

Seit Jahrzehnten gehört Baden-Württemberg und insbesondere der schwäbische Landesteil zu den wohlhabenden Regionen Deutschlands. Im Rahmen des Länderfinanzausgleiches werden andere Bundesländer mit nicht unerheblichen Summen bezuschusst.

Baden und Württemberg konnten trotz des Zusammenschlusses eine gewisse eigene Identität bewahren, wobei besonders der badische Landesteil darauf Wert legt.

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Das Haus Württemberg

 

Das Herrscherhaus der Württemberger nahm seinen Anfang im Remstal. Die Gebiete der dort ansässigen Grafen, die als Herren von Beutelsbach oder als Remsgau-Grafen bezeichnet werden, wurden von den Württemberger übernommen und zwar durch Heirat der Luitgard von Beutelsbach mit einem Württemberger. Damit wurde Beutelsbach zum Ausgangspunkt des Herrscherhauses Württemberg. Die nun dort ansässigen Württemberger konnten von der Auflösung der stauferschen Herrschaft profitieren und ihr Gebiet ausdehnen. Zunächst waren die Württemberger nur Grafen, dann Herzöge zuletzt Könige.

Im Jahr 1495 errangen die Grafen von Württemberg die Herzogswürde. Graf Eberhard wurde vom Kaiser auf dem Reichstag zu Worms zum Herzog erhoben. Dies ist der Herzog, den Kerner in seinem Lied “Preisend mit viel schönen Reden” beschreibt. Kurz danach, erst 50 jährig, starb der Herzog.
In der Zeitspanne von 1520 bis 1534 wurde Württemberg österreichisch. Der württembergische Herzog Ulrich hatte seinen Stallmeister ermordet, da er mit dessen Frau ein Verhältnis hatte.  Auf Grund des Mordes kam er in kaiserliche Acht und mußte außer Landes. Seine ganze Herrschaft war zu der Zeit gekennzeichnet von Brutalität. Als 1514 in Beutelsbach der Bauernaufstand des Armen Konrad aufflackerte, schlug er diesen brutal nieder. In Schorndorf wurden Todesurteile vollstreckt.
1524 brach wiederum ein Bauernaufstand aus, wobei das Remstal nur am Rande davon betroffen war. Dieser Aufstand endete in einem großen Blutbad, man schätzt die Zahl der toten Bauern auf 100.000. Der Bauernstand wurde nachhaltig geschädigt und blieb in den folgenden Jahrhunderten hinter den anderen Ständen zurück.
1534 kehrte Ulrich zurück und führte die Reformation ein.
Viele Herrscher aus dem Hause Württemberg waren ungestüm und aufbrausend, manche brutal, manche verschwenderisch. Einige waren unfähig zu regieren und mußten abgesetzt werden. Mordtaten wurden begangen, außereheliche Beziehungen unterhalten, einer starb an Verfolgungswahn.
Ein Herzog ging eine Doppelehe ein mit einer Wilhelmine von Grävenitz, später wurde diese Ehe wieder für ungültig erklärt.

Im Zuge des Absolutismus regierten die württembergischen Herzöge in eben diesem Geist.
Schon recht früh gab es Tendenzen zur Gewaltenteilung zwischen den Herzögen und den Ständen: 1629 mußte der Herzog den sogenannten geheimen Rat als Vertretung der Städte und Regionen anerkennen. Auch bei der Bestellung der Bürgermeister konnten die Bürger Mitbestimmungsmöglichkeiten durchsetzen, die sich bis heute gehalten haben.
Als Absolutistische Herrscher ließen die Herzöge Ludwigsburg mit einem pompösen Schloß zur Residenz ausbauen. Durch Napoleon erhielten die Württemberger die Königswürde.
Im Zuge der napoleonischen Kriege wurden 10.000 Württemberger als Soldaten dem Despoten zur Verfügung gestellt.
Am Rußlandfeldzug Napoleons beteiligten sich 15.800 Württemberger, von denen nur wenige die Heimat wiedersahen.
1871 stimmte der württembergische König der Gründung des Deutschen Reiches zu und trat einen Teil seiner Rechte zu Gunsten des größeren Ganzen ab.
1918 dankte der letzte württembergische König Wilhelm II ab. Damit hatten fast 1000 Jahre württembergische Herrschaft ein Ende gefunden.


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