Pfingstkirchen
Pfingstkirchen gibt es in Deutschland seit fast 100 Jahren. Entstanden sind sie 1909 aus der sogenannten Heiligungsbewegung. Zur Zeit rechnen sich über 100.000 Christen zu dieser Glaubensrichtung. Weltweit sind es über 500 Mio. Damit stellen Pfingstler die größte protestantische Konfession.
In Deutschland führte die Pfingstbewegung über Jahrzehnte hinweg eher ein Schattendasein. 1909 kam es zur sogenannten Berliner Erklärung, in welcher die Pfingstbewegung als von “unten” diffamiert und abgelehnt wurde. Bis heute hat sich die Bewegung der entschiedenen Christen von diesem Menetekel nicht erholt und auch die deutsche Pfingstbewegung ist bis heute in ihrer Entwicklung von dieser unseriösen Abqualifizierung in ihrer gesamten Entwicklung und Entfaltung beeinträchtigt. Über Jahrzehnte hinweg stand die deutsche Pfingstbewegung “in der Ecke” und hatte bei anderen Christen einen schweren Stand. Zwar stößt die Pfingstbewegung noch vereinzelt in manchen evangelikalen Kreisen auf Vorbehalte und der eine oder andere aus der älteren Generation hat noch gewisse Berührungsängste, im Großen und Ganzen hat sich jedoch die Situation wesentlich verändert und verbessert: Anstelle von Ablehnung ist die vorsichtige Bereitschaft zur Akzeptanz getreten. Die Position des Gnadauer Verbandes, wonach die Pfingstbewegung abzulehnen sei, läßt sich weder im nationalen noch im internationalen Kontext aufrecht erhalten. In den Jahrzehnten ihrer Existenz haben sich die deutschen Pfingstgemeinden als normale Freikirchen erwiesen mit Stärken und Schwächen, jedoch ohne Tendenz zur Sektiererei. Das Praktizieren der Geistesgaben, was ein wesentliches Element der Pfingstkirchen darstellt, leitet sich aus der Bibel ab, die Durchführung der Glaubenstaufe ebenfalls, die Bibel wird als das absolut geltende, authentische und inspirierte Wort Gottes angesehen. Die gesamte Einstellung der Pfingstler ist wertkonservativ, das Arbeitsethos (vor allem bei der älteren Generation) calvinistisch. Evangelisation ist ein wichtiger Teil des Selbstverständnisses, ebenso auch Mission. Missionsaktivitäten gibt es auf der ganzen Welt. Dabei spielt die Unterstützung verfolgter Christen eine besonders große Rolle. Im Inland ist das Engagement auf sozialem, diakonischem Gebiet eher unterbelichtet. Wesentliches Element der Gottesdienstgestaltung ist die Predigt. Dabei wird die Auslegung eines Bibeltextes vielfach kombiniert mit persönlichen Glaubenserfahrungen. Der Glaube aus dem Wort Gottes soll gelebt und praktiziert werden im tagtäglichen Leben. Neben der Predigt ist Lobpreis und die musikalische Anbetung Gottes ein wesentliches Element in der Gestaltung des Gottes- dienstes. Dabei werden hauptsächlich Bibeltexte mit einfachen Melodien gesungen als Ausdruck der Anbetung Gottes und Hingabe an Jesus.
Zahlenstatistik
Die statistische Erfassung der Pfingstler und Charismatiker ist relativ schwierig. Es gibt bei pfingstlichen und charismatischen Gemeinden vielfach unterschiedliche Grade der Zugehörigkeit zu Gemeinden und es gibt vielfach auch Doppelmitgliedschaften, beispielsweise die Mitgliedschaft in der Evangelischen Landeskirche und gleichzeitig die Mitgliedschaft in einer Pfingstgemeinde oder in einer neu entstandenen charismatischen Gemeinde. Dabei ist bei letzteren zu unterscheiden zwischen formeller Mitgliedschaft und informeller, d.h. Mitgliedschaft in Form einer schlichten Zugehörigkeit ohne eingetragene Mitgliedschaft.
Es gibt verschiedene Schätzungen über die Anzahl der Pfingstler und Charismatiker in Deutschland (vgl. Schmidgall, Paul, Von Oslo nach Berlin, Erzhausen 2003, S. 102):
Pfingstler:
nach Schmidgall: 100.000
nach Baratt: 146.000
nach Johnstone: 100.000
Evangelikale, Pfingstler und Charismatiker:
nach Baratt: 2.600.000
Charismatiker und Pfingstler zusammen dürften die Größenordnung von über 300.000 erreichen. Die Zahl von 2.600.000 entspricht der Gesamtzahl von Evangelikalen, Charismatikern und Pfingstlern zusammen. Ausgehend von 2,6 Mio. wiedergeborenen Christen würde dies einem Bevölkerungsanteil von ca. 3,2 % entsprechen. Es gibt Schätzungen, die den Anteil der wiedergeborenen Christen in Deutschland nur auf ungefähr die Hälfte festlegen, was jedoch eher zu niedrig gegriffen erscheint.
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