Biokraftstoff
Die Gewinnung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen ist eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Energieträgern. Die Konzentration auf wenige Primärenergieträger, insbesondere Öl und Gas ist unvorteilhaft, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass diese Energieträger begrenzt sind, zunehmend knapper und teurer werden, einen großen Kapitaltransfer verursachen und Abhängigkeiten schaffen.
Es stellt sich die Frage, ob nachwachsende Rohstoffe eine echte Alternative bzw. eine ins Gewicht fallende Ergänzung sein können. Dafür bedarf es Anbauflächen von beträchtlicher Größe. In Deutschland beläuft sich der für Ackerbau nutzbare Boden auf eine Fläche von ca. 12 Mio. ha. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche liegt bei ca. 19 Mio. ha. Aus 1 ha Fläche, lassen sich beispielsweise durch Anbau von Raps 1.300 Liter Biokraftstoff gewinnen. Aus den Nebenprodukten lässt sich weitere Energie gewinnen, so dass von einem Äquivalent von ca. 2.200 Liter ausgegangen werden kann. Andere Verfahren, die ganze Pflanzen verwerten, erbringen eine Ausbeute in Höhe von ca. 4000 Liter Kraftstoff. Auf einer Fläche von 1 Ar lassen sich bis zu 70 kg Weizen erzeugen, somit für ein Dieselfahrzeug eine Fahrleistung von ca. 600 km. Für eine durchschnittliche Fahrleistung von 10.000 km ist eine Fläche von 25 Ar erforderlich. Auf 25 Ar lassen sich andererseits ca. 1750 Brotlaibe erzeugen. Somit entspricht ein Laib Brot einer Fahrleistung von knapp 6 km. Der Ertrag auf 1 Ar Weizen erbringt ein Entgelt (brutto) von ca. 10 Euro, der daraus zu gewinnende fertige Sprit entspricht einem ca. viermal höheren Wert.
Der Jahresbedarf an Erdöl liegt derzeit bei ca. 84 Mio. Tonnen. Würde die gesamte nutzbare landwirtschaftliche Fläche in Deutschland mit Raps bebaut, könnten ca. 76 Mio. Tonnen als Äquivalent des Primärenergieträgers Öl daraus gewonnen werden, d. h. 90 % des Bedarfs.
Davon ausgehend, dass landwirtschaftlich nutzbare Flächen brach liegen bzw. wirtschaftlich nicht oder nur minder genutzt werden in einer Größenordnung von 10 % der nutzbaren Fläche, besteht die Möglichkeit, daraus durch Erzeugung von Biomasse einen Anteil von ca. 10 % des gesamten Erdölbedarfs zu gewinnen. Das würde einem Wert von über 7 Mrd. Dollar entsprechen. (Die zusätzlich nutzbare, brachliegende Fläche dürfte bei deutlich über 10 % liegen. Die offizielle, statistisch ausgewiesene Brachfläche von ca. 130.000 ha ist nicht mit eingerechnet.)
Somit ergäbe sich aus der Nutzung von Brachflächen eine unmittelbare Wertschöpfung in Höhe von über 7 Mrd. Dollar. Die tatsächliche Wertschöpfung wäre noch weitaus höher, da in der Folge weitere Wirtschaftszweige profitieren würden.
Mit dem Anbau von Biomasse auf brachliegenden Flächen würde ein Anteil am gesamten Primärenergiebedarf in Höhe von knapp 4 % erreicht, während der Anteil der Windenergie derzeit bei etwas über 1 % anzusiedeln ist.
Dabei würde diese Form der Energieerzeugung zusätzliche, erwünschte Umwelteffekte nach sich ziehen, z. B. in Form der Landschaftspflege. Windkraft dagegen verschandelt eher die Landschaft und muss über den Strompreis subventioniert werden in einer Größenordnung von fast 2 Mrd. $. Der Aufwand zur Nutzung der Windkraft ist nach dem heutigen Stand der Technik groß und teuer: Bereitstellung des Kapitals, Genehmigungsverfahren, Erschließungsmaßnahmen, Errichtung der Anlagen, Probleme im Hinblick auf Lärmbelästigung und Landschaftsschutz etc. Die Bewirtschaftung vorhandener landwirtschaftlicher Flächen ist ungleich einfacher. Trotzdem ist die Gewinnung von Energie aus Windkraft durchaus sinnvoll. Jede Form der Energie, die aus nicht fossilen Brennstoffen erschlossen werden kann, schont die knappen Reserven und trägt zu einer Preisreduzierung bei den fossilen Brennstoffen bei und gleichzeitig auch zu einer Reduzierung der Umweltbelastung.
Die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen hat weitere Vorteile: Der CO2 Ausstoß wird deutlich verringert. Landwirtschaftliche Produkte, die für die Energieerzeugung produziert werden, brauchen weniger gespritzt werden, als solche für den Verzehr. Die Transportwege sind tendenziell kürzer als im Falle entfernter Erdöllagerstätten. Die sind umweltschonende Faktoren. Die Produktionsleistung wird in der eigenen Volkswirtschaft erbracht, womit die Binnennachfrage steigt. Der Kapitaltransfer in teilweise diktatorische Staaten wird eingeschränkt. Die Landwirtschaft kann sich zusätzliche Einnahmequellen erschließen und damit wäre wenigstens ein teilweiser Abbau der direkten Subventionen möglich.
Auch die im Rahmen der EU praktizierte Bezuschussung von Brachflächen würde entfallen, womit Gelder, die relativ sinnlos ausgegeben werden, eingespart werden könnten.
Die Herstellung von entsprechenden Motoren zur Nutzung der Biokraftstoffe ist ein gelöstes technisches Problem.
Die Versorgungslage mit Nahrungsmitteln wird durch den Anbau von Biomasse besser - und nicht schlechter, wie vielfach irrtümlich behauptet wird - da im Falle eines Nahrungsmittel-Engpasses die sofortige Umstellung auf die Produktion von Nahrungsmitteln erfolgen kann, denn es gibt hier große Schnittmengen. Liegen dagegen die Flächen längere Zeit brach, so kann im Bedarfsfalle nur mit einer großen Zeitverzögerung reagiert werden. Bei einer sich abzeichnenden weltweiten Nahrungsmittelknappheit empfiehlt es sich, die Produktion von Biomasse zu forcieren, da dies der Nahrungsmittelsicherheit dient!
Vor allem resultiert durch die Produktion von Biomasse ein Beitrag zur strukturellen Sicherheit der Landwirtschaft, da in Zeiten von Überproduktion an Lebensmitteln eine Zusatz-Nachfrage nach Ersatzprodukten erschlossen wird und somit die Produktionskapazität vorgehalten werden kann, um in Zeiten knapper Lebensmittel die relativ problemlose Umstellung zu vollziehen. Geht dagegen das Bauernhofsterben weiter, besteht für Zeiten, in welchen Lebensmittelbedarf herrscht, keine unmittelbare Kompensationsmöglichkeit und der Wiederaufbau von aufgegebenen landwirtschaftlichen Produktionseinheiten ist ein schwieriges und langwieriges Unterfangen.
Die Kombination von Nahrungsmitteln und Biomasse stellt eine geradezu ideale Kombination dar: sie dient der Sicherung der Nahrungsgrundlage, trägt zur Energiesicherheit bei und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz.
Seit Ende 2007 zeichnen sich in manchen Regionen der Welt vermehrt Engpässe in der Versorgung mit Nahrungsmitteln ab. Allen Ernstes wird in manchen Medien im Zuge dessen der Abbau von Agrarsubventionen in den entwickelten Regionen gefordert. Dies hätte zur Folge, dass in unterentwickelten Gebieten, wo Nahrungsmittelknappheit herrscht, die dort noch vorhandenen Nahrungsmittel in die reichen Länder exportiert würden, so dass die Armen in diesen Ländern noch weniger zu essen hätten.
Grundsätzlich sind die Erzeugerpreise für Nahrungsmittel zu niedrig. Die Preise müssen anziehen, damit ein Anreiz besteht, Nahrungsmittel herzustellen. Damit kann der steigende Bedarf gedeckt werden. Man rechnet mit einem um 60% gestiegenen Bedarf in den nächsten 20 Jahren. Andererseits ist es sodann erforderlich Nahrungsmittel zu subventionieren oder im Zuge einer Umverteilung den Armen die nötigen Mittel zum Erwerb der erforderlichen Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen.
Die Zurücknahme der Verordnung zur Beimischung von 10 % Biokraftstoff zum handelsüblichen Treibstoff war ein Fehler. Die dabei ins Feld geführte Rücksichtnahme auf die Autofahrer als den Endverbraucher verwundert, da sonst der Bürger ohne viel Aufhebens zur Kasse gebeten wird, sobald es um Umweltbelange geht.
Obwohl die Gewinnung von Energie aus Biomasse große Vorteile aufweist, werden zunehmend skeptische Stimmen laut. Es stellt sich die Frage: sind diese sachlich begründet oder stecken veritable finanzielle Interessen dahinter oder wird schlicht aus Unkenntnis Unsinniges propagiert?
Will man auf Mineralölkonzerne Rücksicht nehmen, die bei einem Rückgang der Nachfrage nach Erdöl schlechtere Preise erzielen würden - obwohl zwischenzeitlich die Mineralölkonzerne in die Herstellung von Biosprit involviert sind? Ist es der Einfluss erdölexportierender Staaten, deren Geld auch im Wirtschaftsleben und in der Medienlandschaft hierzulande steckt? Ist der Hinweis auf die Knappheit an Lebensmitteln eher ein Vorwand, der zudem nicht haltbar ist? Diese Fragen kann man sich stellen. Vermutlich gibt es durchaus ein starkes Interesse an hohen und steigenden Erdölpreisen. Würde man die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen verringern, so würde der Preis sinken, was vermutlich weder den produzierenden Staaten, noch den im Handel tätigen Konzernen gefallen dürfte. Dagegen wäre eine Kostenersparnis, die aus der Herstellung von Biosprit resultiert, für den Bürger, der beim Tanken und Heizen sparen kann, wünschenswert.
Die Vorteile einer Energiegewinnung aus Biomasse sind überzeugend. Selbst wenn der Gesamtanteil am Energieverbrauch mit knapp 4 % gering erscheint, so ist es doch ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung. Ethisch-moralische Vorbehalte hinsichtlich einer Verwendung von Ackerbaufrüchten zur Energieerzeugung erscheinen eher fadenscheinig: Jahrhundertelang wurde ein nicht unwesentlicher Teil der landwirtschaftlichen Produktion in die Transportleistung gesteckt. Fuhr- und Spanndienste der Pferde erforderten die Bereitstellung eines großen Teils der landwirtschaftlichen Produktionsfläche zur Futtermittelerzeugung. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 1000 Liter Sprit pro Kfz und Jahr bedarf es einer Fläche von 25 Ar um die erforderliche Menge an Treibstoff aus Biomasse zu gewinnen. 1000 Liter entsprechen der Urlaubs-Flugreise einer Familie nach Fernost.
Wenn nicht nur bei der Gewinnung von Energie aus Biomasse, sondern auch in anderen Bereichen, wie: Entwicklung des Drei-Liter-Autos, Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, adäquater Strassenbau, Reduktion des Flugbetriebs, energieeffizientes Bauen, Weiterentwicklung von Wind- und Sonnenenergie usw. Fortschritte erzielt werden, so fällt dies insgesamt durchaus ins Gewicht und hat zur Folge, dass die Energieabhängigkeit vom Ausland sinkt und ein nachhaltiger Beitrag zum Umweltschutz erbracht wird.
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