Pol-AG  Politik und Gesellschaft - Fakten und Thesen

Start Übersicht Kontakt/Impressum

Armenier

Diverse Artikel

Genozid
an Armeniern

 



Anfang es 20. Jahrhunderts kam es im Osmanischen Reich zum Genozid an christlichen Armeniern.

Schon zuvor hatte es zwischen 1884 - 1886 Massaker gegeben, denen ca. 80.000 -300.000 Armenier zum Opfer gefallen waren.

1909 kam es zu weiteren Massakern, denen wiederum Tausende von Armeniern zum Opfer fielen.

Im Berliner Vertrag von 1878 hatte sich die Türkei zum Schutz für die armenische Minderheit verpflichtet. Doch die Armenier waren trotzdem verschiedenen Repressionen ausgesetzt, u.a. hohen Steuerforderungen, wie es im Islam gegen Andersgläubige vielfach praktiziert wird.

Im Zuge des Krieges bot sich nun die Chance, weitgehend unbehelligt vom Ausland, die Ausmerzung der armenischen Minderheit vorzunehmen. Diesen für ein Verbrechen offenbar günstigen Umstand wollte das osmanische Reich nutzen, um den Genozid durchzuführen. Grundlage hierfür war die Radikalisierung der türkischen Politik, die sich insbesondere im Einfluss der Jungtürken auf die Regierung begründete.

Das Vorgehen gegen die Armenier war von langer Hand geplant. Ein Teil der türkischen Führungsschicht hatte sich Ende 1914/Anfang 1915 einen Plan zurecht gelegt, um sich der Armenier zu entledigen.

Der Plan beinhaltete zehn Punkte:

1.
Es soll mit Klugheit vorgegangen werden, insbesondere gegenüber organisierten armenischen Kreisen, indem die entsprechenden Institutionen und Verbände geschlossen werden. Alle Armenier, die schon einmal Widerstand geleistet hatten, sollen in die Provinz geschickt werden, damit man sie dort ermorden kann.

2.
Waffen sind einzusammeln.

3.
Stimmung ist zu machen gegen die Armenier.

4.
Die Massaker sollen in muslimischen Mehrheitsgebieten von den (nicht-staatlichen) Massen durchgeführt werden. Die Armee soll dort scheinbar zum Schutz der Armenier eingesetzt werden. In muslimischen Minderheitsgebieten soll dagegen die Armee gezielt auf deren Seite eingreifen.

5.
Alle Männer unter 50 sowie die Intelligenz sollen umgebracht werden, Mädchen und Kinder sollen islamisiert werden.

6.
Die Entkommenen sollen von allen Verbindungen zu ihrer Heimat und zu ihren Familien abgeschnitten werden.

7.
Sämtliche Beamten aus der Regierung sollen vertrieben werden mit der Begründung, sie könnten Spione sein.

8.
Die Armenier in der Armee sollen auf geeignete Weise getötet werden.

9.
Alle Maßnahmen sollen gleichzeitig beginnen damit keine Möglichkeit zur Organisation von Gegenmaßnahmen bleibt.

10.
Strenge Vertraulichkeit ist zu wahren.


[vgl. Goldhagen, Daniel Jonah: Schlimmer als Krieg. Wie Völkermord entsteht und wie er zu verhindern ist, München 2009, S. 94/95.]
 

Dieser Plan bildete das Handlungsmuster für den Genozid. Nachdem die türkische Armee am Anfang des Ersten Weltkrieges gegen Russland eine schwere Niederlage erlitt, kam es zum brutalen Vorgehen gegen die Armenier.
Obwohl die große Mehrzahl der in der türkischen Armee kämpfenden Armenier auf den Kriegsschauplätzen loyal geblieben war, wurden im Zuge des Vernichtungsplans zunächst diese Soldaten entwaffnet und danach vielfach erschlossen. An diesen Verbrechen war eine hauptsächlich aus Kurden bestehende Spezialeinheit beteiligt.

Im Mai 1915 wurden die Deportationsgesetze erlassen mit der Maßgabe, auch schon bei geringsten Zuwiderhandlungen mit äußerster Härte vorzugehen und jeden Widerstand auszumerzen. Das Vermögen der Deportierten wurde übereignet oder geplündert. Entschädigungen gab es (vermutlich) bis heute keine.
Die Armenier wurden dann in einigen Gebieten konzentriert bzw. ghettoisiert und dort entweder sofort ermordet oder  auf Todesmärsche geschickt, welche die meisten nicht überlebten. Die einfache türkische Bevölkerung war teilweise nicht mit diesen Verbrechen einverstanden, der Beamtenapparat offensichtlich aber durchaus. Während der Märsche wurden die Armenier teilweise von der örtlichen Bevölkerung unterstützt, teilweise attackiert.
In Smyrna kam es nicht zu Deportationen, weil ein deutscher General mit militärischen Gegenmaßnahmen gedroht hatte.

Als die Armenier 1918 die Armenische Republik gründeten, erhielten sie nur von der deutschen Heeresleitung Unterstützung, um die Vernichtung des jungen Staates durch die Türken zu verhindern. Allerdings standen nur schwache deutsche Kräfte zur Verfügung. “Damals fochten Deutsche gegen Türken, um armenische Dörfer vor Massakres zu schützen. Auf die Entente trog jede Hoffnung.” [Evangl. Luth. Kirchenzeitung 1921, S. 527].

 

Während des Krieges hatte es von Seiten des Deutschen Reiches keine Unterstützung für die Armenier gegeben. Vor allem aus Rücksicht auf den Bundesgenossen schwieg man weitgehend zu den Gräueln. Zwar bestanden nur begrenzte Möglichkeiten der Intervention, doch kann hier von einem Versagen der deutschen Politik gesprochen werden.

Allerdings kann Deutschland nicht verantwortlich gemacht werde für die Massaker an den Armeniern. Wäre dies möglich, bestünde weltweit Konsens, von einem Genozid zu sprechen. Doch die Konstruktion einer veritablen deutschen Schuld würde einer zu offensichtlichen Geschichtsfälschung entsprechen und somit riskant sein.

 

Grundsätzlich lief das genozidale Schema gegen die Armenier von Seiten der Türken folgendermaßen ab: Entwaffnung, Kaltstellung und Liquidierung der Führungsschicht, Enteignung, Deportation, Todesmärsche, Vergewaltigungen, Ermordung. Viele der nicht ermordeten Armenier, hauptsächlich Kinder und junge Frauen, wurden islamisiert.

Schon damals sprach man von der Lösung der Armenierfrage.

Der 24. April gilt als Gedenktag für die Massaker an den christlichen Armeniern.

>>>

________________________________

100.000 Armenier betroffen

Türkei droht mit Ausweisung
von Armeniern

Turkei_2[1]In der Diskussion um den Genozid an den Armeniern ist der türkische Regierungschef Erdogan offensichtlich nicht bereit, sich den Fakten zu stellen, sondern droht 100.000 Armeniern mit der Ausweisung aus der Türkei. Da diese keinen türkischen Pass hätten, müsse er sie nicht in seinem Land dulden.
Auch hier wird die Frage aufgeworfen, ob die Türkei tatsächlich ein wertvoller Verbündeter des Westens ist   - wie es scheint, derzeit eher nicht.


Völkermord an Armeniern

Vorbild Frankreich

potsdam lepsius haus 4.1

Frankreich will künftig das Leugnen des Völkermords an Armeniern bestrafen - so sieht es die Nationalversammlung vor. In Deutschland wird bestraft, wer den Völkermord an den Juden leugnet. Aber in Deutschland wird nicht bestraft, wer den Völkermord an den Armeniern leugnet. Hier hat Deutschland Nachholbedarf und sollte sich ein Vorbild nehmen an Frankreich.   Wenn es die Türkei nicht gerne sieht, dass man diese damaligen Verbrechen, welche ca. 1,5 Mio. Armeniern das Leben gekostet haben, publik macht, weicht dann der Bundestag zurück? Geht es der deutschen Politik um Wahrheit oder ums Schleimen? Es war ein schreckliches Verbrechen, das Türken und Kurden an den Armeniern begingen. Es wäre nicht mehr als recht und billig, wenn der Bundestag hier deutliche Signale setzen würde, zumal das damalige Geschehen im osmanischen Reich für Hitler auch ein Vorbild war, um den  Völkermord an den Juden zu begehen.
In Potsdam gibt es das sog. Lepsius-Haus, benannt nach dem evang. Pfarrer, der im Ersten Weltkrieg die Verbrechen an den Armeniern publik gemacht hat. Wurde in Potsdam das Lepsius-Haus, konzipiert als eine Art Erinnerungsstätte, so zögerlich eröffnet aus Rücksichtnahme? Gab es Widerstand von der türkischen Regierung oder von Türken in Deutschland in Bezug auf das Lepsius-Haus? Könnte Angst und Feigheit eine Rolle gespielt haben, dass der Eine oder Andere in Sachen Lepsius-Haus so zurückhaltend agiert hatte? Besteht die Gefahr, dass die historische Wahrheit verwässert wird aus falscher Rücksichtnahme?  Wo bleibt die Glaubwürdigkeit?